Vor der Flut
Vor der Eisflut
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Vor der Eisflut

Infolge des Klimawandels wird weltweit eine besorgniserregend fortschreitende Gletscherschmelze in den Hochgebirgen beobachtet.
Dem aktuellen Klima-Bericht des IPCC zufolge haben die Eismassen Grönlands und der Antarktis abgenommen. Innerhalb weniger Jahre führte die globale Erwärmung zu einem rapiden Rückgang der Eisbedeckung im arktischen Ozean. Jetzt soll dort nach Erdöl gebohrt werden, an das man vorher wegen der Eisbedeckung nicht herangekommen war. Sollte das Öl unter dem arktischen Ozean gefördert und verbrannt werden, dann wird zusätzliches Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangen, welches zur weiteren Beschleunigung des Klimawandels und der globalen Erwärmung beitragen wird.

Infolge der Eisverluste in den Polarregionen und der Gletscher wird ein
schnellerer Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels*) erwartet, als noch vor wenigen Jahren angenommen worden war. Der aktuelle Klimabericht des IPCC geht von 28 bis 98 cm bis zum Ende dieses Jahrhunderts**) aus. Im vorangegangenen Bericht war noch von 18 bis 59 cm die Rede gewesen. Nach der Veröffentlichung des  IPCC-Klimaberichts 2013 wurden 90 Wissenschaftler aus 18 Ländern zum Stand ihrer Forschungsarbeiten bezüglich des Anstiegs des Meeresspiegels befragt. Die Mehrheit von ihnen hält eine Spanne zwischen 70 und 120 cm**) für wahrscheinlich.

Große Teile des seit 2009 zum
UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden größten Wattenmeeres der Welt entlang der schleswig-holsteinischen, niedersächsischen und niederländischen Nordseeküste werden dann nicht mehr trockenfallen und verloren gehen. Besonders dramatisch wird sich der Verlust im niederländischen Wattenmeer bei Den Helder auswirken, wo der Tidenhub bei nur 1,3 Metern liegt. Aufgrund der Strömumgs- und vorherrschenden Windverhältnisse liegen die höchsten Tidenhübe mit 2,82 und 3,38 Metern bei Cuxhaven und Bremerhaven.

Würde der Meeresspiegel um etwa
einen Meter steigen, dann wären Küstenregionen an der deutschen Nordseeküste bei Sturmfluten bereits in neunzig Jahren verstärkt gefährdet, weil das Wasser nach einem Deichbruch nicht mehr einfach so abfließen würde. Aber selbst die heute noch selbstverständliche Entwässerung tiefliegender Marschen durch Sieltore würde schon zum Problem werden. Die Halligen im Bereich des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres werden innerhalb der nächsten Generationen aufgegeben werden müssen und bereits heute ist abzusehen, dass das Wattenmeer an der niederländischen und der deutschen Nordseeküste nur ein "Weltnaturerbe auf Zeit" ist.

Dem IPCC-Klimabericht 2013 zufolge liegt die kritische Temperaturgrenze, ab der mit einem Totalverlust des grönländischen Inlandeises zu rechnen ist, bereits im Bereich einer mittleren Globalen Erwärmung zwischen 1 und 4 Grad Celsius. Im vorangegangenen IPCC-Klimabericht aus dem Jahre 2007 war man bezüglich dieses Szenarios noch 1,9 bis 4,6 Grad Celsius ausgegangen. Herr Rahmstorf (
PIK, Klimatologe) schreibt dazu in seinem Blog "KlimaLounge"***) (Zitat): ".. und das war einer der Gründe gewesen, weshalb die internationale Klimapolitik sich auf Begrenzung der Erwärmung auf unter 2 Grad geeinigt hatte."

Konsequenterweise müsste sich die Weltgemeinschaft daher jetzt auf Maßnahmen zur Stabilisierung der globalen Erwärmung unter einem Grad verständigen. Nach den vergangenen Klimakonferenzen der Vereinten Nationen ist jedoch nicht einmal mehr die Einhaltung des "maximal 2-Grad-Ziels" sicher!

Die Folge des völligen Abschmelzens des Grönlandeises wäre ein weltweiter Anstieg des Meeresspiegels
um etwa sieben Meter. Wenn das Eis schmilzt, dann werden Küstenregionen mit großen Metropolen wie beispielsweise Shanghai (siehe FloodMap) ebenso aufgegeben werden müssen, wie Inseln, ganze Inselstaaten, wie die Malediven, weite Gebiete tiefliegender Länder, wie Bangladesh oder der größte Teil der Niederlande. Nach dem Überschreiten der Grenze, ab der sich der Vorgang nicht mehr stoppen ließe, bliebe nur noch die Frage, wie lange es bis zum völligen Verlust des Eises dauern würde.

Die weltweite Eisschmelze hat bereits begonnen. Noch befinden wir uns jedoch im Zeitraum vor der großen Eisflut. Jetzt wäre noch Zeit, um zumindest die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels für die nachfolgenden Generationen der Menschheit und aller Pflanzen und Tiere, die zusammen mit uns auf der Erde leben, zu begrenzen ...

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*) Klimawandel 2013 - Physikalische Grundlagen (Hauptaussagen aus der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger) [Seite 1, Absatz 5, sowie Seite 2, Absätze 8 und 9]
**) Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) - Pressemitteilung vom 22.11.2013: Meeresspiegel könnte noch in diesem Jahrhundert um mehr als einen Meter ansteigen [Absätze 4 und 5]
***)
Stefan Rahmstorf: Der neue IPCC-Klimabericht [KlimaLounge, 27.09.2013, Abschnitt "Land- und Meereis", Absatz 2]

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